Blutverdünnung im Alter – was ist zu beachten?
Bürgervorlesung informiert über Gerinnungshemmer sowie deren Nutzen und Risiken
Die Bevölkerung in Deutschland wird immer älter. Mit zunehmendem Alter erhöht sich das Risiko für Vorhofflimmern, Schlaganfälle, Thrombosen und Lungenembolien – aber auch für Blutungen. Besonders bei älteren und kranken Patienten nimmt der Körper Wirkstoffe aus Arzneimitteln hingegen anders auf als bei Jüngeren und Gesunden – das kann auch die Wirkungsweise von Blutverdünnern, den sogenannten oralen Antikoagulanzien, betreffen. Was die Wirksamkeit und Sicherheit der Gerinnungshemmer verbessert, für wen die Medikamente besonders riskant sind und für wen sie sich dagegen gut eignen, darauf geht Prof. Dr. Robert Zimmermann, leitender Oberarzt der Transfusionsmedizinischen und Hämostaseologischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Holger Hackstein) des Universitätsklinikums Erlangen, im Rahmen seiner Bürgervorlesung ein. Der Vortrag steht ab heute unter www.uker.de/bvl online zum Abruf sowie zum Download bereit.
Blutverdünner sorgen dafür, dass die Blutbestandteile nicht so leicht aneinander haften bleiben und verhindern dadurch, dass im Blut enthaltenen Proteine gerinnen. Damit soll die Bildung von Thrombosen reduziert werden, die beispielsweise im Herzen oder im Gehirn zu lebensbedrohlichen Gefäßverstopfungen führen können. Aufgrund der verminderten Blutgerinnung steigt jedoch das allgemeine Blutungsrisiko des Patienten, sodass es etwa zu häufigem Nasen- oder Zahnfleischbluten kommen kann – im schlimmsten Fall sogar zu Blutungen im Gehirn.
Verschiedene Wirkstoffe
Neuere Wirkstoffe, sogenannte NOAK (neue orale Antikoagulanzien) bzw. DOAK (direkte orale Antikoagulanzien), bergen im Gegensatz zu Vitamin-K-Antigonisten wie Marcumar ein geringeres Risiko für den Patienten, eine solche lebensgefährliche Blutung zu erleiden. „Studien zum Vorhofflimmern haben gezeigt, dass DOAK auch für ältere Patienten einen größeren relativen Nutzen bringen als Vitamin-K-Antagonisten. Die neuen Wirkstoffe minimieren nämlich das Risiko unerwünschter Ereignisse mit höherer Wahrscheinlichkeit“, sagt Prof. Zimmermann. Viele gerinnungshemmende Arzneimittel werden – in unterschiedlichem Ausmaß – über die Nieren ausgeschieden. „Deshalb ist es entscheidend, die Nierenfunktion regelmäßig zu beurteilen. Das gilt ganz besonders bei der Substanz Dabigatran“, so Prof. Zimmermann. Je mehr verschiedene Arzneimittel ein Patient einnehmen muss, desto größer wird die Herausforderung, die Gerinnungshemmung bei ihm richtig einzustellen. Daher sollten möglichst wenige Medikamente verordnet und Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Wirkstoffen bewertet werden.
Bürgervortrag online abrufen
Wie genau wirken Blutverdünner? Welche Möglichkeiten und Risiken sind mit den unterschiedlichen Wirkstoffen verbunden? Auf diese und ähnliche Fragen geht Prof. Zimmermann in seiner Bürgervorlesung ausführlich ein. Außerdem thematisiert der Transfusionsmediziner, wie die Wirksamkeit und Sicherheit von Gerinnungshemmern in der älteren Bevölkerung verbessert werden können. Die Veranstaltung musste coronabedingt leider ohne Publikum stattfinden. Alle Interessierten können den Vortrag aber jetzt online abrufen. Der Link zur Mediathek und aktuelle Informationen sind unter www.uker.de/bvl zu finden.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Robert Zimmermann
Telefon: 09131 85-36972
E-Mail: robert.zimmermann(at)uk-erlangen.de